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Konsent-Prinzip

Aktualisiert: 29. Okt. 2020

#Soziokratie - oder: Was dieser Schuhkreis mit gemeinsam getragener Entscheidungsfindung zu tun hat.


So bunt zusammengewürfelt wie diese Schuhrunde, geht es oft auch in Organisationen und Unternehmen zu: Da treffen Menschen ganz unterschiedlicher Couleur aufeinander, jede/r bringt eigene Erfahrungen & Knowhow mit und sieht die Welt aus seiner Perspektive & Werteprägung.


Oftmals findet sich dann aber folgendes Bild in Unternehmen/Organisationen:



Eine/r (in der Regel der/die Vorgesetzte) bestimmt wohin es gehen soll (Strategie), definiert einen Routenplan (Zielvorgaben) & die Marschroute (operativer Umsetzungsplan) - und die anderen folgen bzw. haben hinterher zu laufen.



Keine Frage, dass dabei das grundlegende Bedürfnis jedes Menschen nach Autonomie & Selbstverantwortung, welches ein essentieller Faktor für #Mitarbeiterzufriedenheit, #Potentialentfaltung, #Selbstwirksamkeitserfahrung & Engagement ist, sprichwörtlich "mit Füssen getreten wird."

Kein Wunder auch, dass dann viele Mitarbeitende abschalten oder nur widerwillig mitziehen, wenn ihnen Entscheidungen, die sie massgeblich betreffen, einfach so vor die Nase gesetzt werden im Sinne von: "Schluck es oder kündige".


Eine Möglichkeit, wie Entscheidungen getroffen werden können, die von allen Beteiligten getragen werden, bietet die Soziokratie, auch Soziokratische Kreisorganisationsmethode (SKM) genannt.


Dort werden Entscheidungen in Kreisversammlungen getroffen, wobei jede/r Kreisteilnehmer gleichberechtigt bei der Entscheidungsfindung beteiligt ist. Die verschiedenen Rollen im Kreis (Kreisleitung, Moderator, Schriftführer, Delegierte aus anderen Kreisen,...) werden wiederum in einer "offenen Wahl" transparent verteilt.

Statt einem #Konsens wird ein so genannter #Konsent angestrebt. Es wird also nicht gefragt, ob alle dem zustimmen können. Sondern vielmehr, ob ein berechtigter Einwand gegen die vorgeschlagene Entscheidung spricht. Berechtigt ist ein Einwand also nicht, weil einem persönlich das Ganze nicht in den Kram passt oder (ungewünschte) Veränderungen für einen selbst bedeutet. Sondern dann, wenn das "grössere Ganze" damit in Gefahr ist. Also wenn das Ziel, das mit der Entscheidung erreicht werden soll, nicht oder nur ungenügend realisiert werden kann.


Diese Methode folgt damit auch gleichzeitig dem Peacemaker-Prinzip aus der #Wildnispädagogik:

Zum Wohle des grösseren Ganzen handeln.

Das bedeutet auch, seine eigene Meinung und die persönlichen Bedürfnisse nicht immer in den Vordergrund stellen zu müssen. Ein Aspekt, der in unserer "individualistisch geprägten Gesellschaft" ja nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Ganz einleuchtend auf den Punkt bringt dieses Prinzip für mich folgender Gedankenanstoss: "Wenn es für den Einzelnen links besser wäre, für die Gesamtheit aber besser rechts ginge, wie fällt dann wohl die Entscheidung aus?"


Wichtig in diesem Zusammenhang finde ich auch folgenden Leitsatz der Soziokratie:

Good enough for now. Safe enough to try.

Die absolut passende und zielführenste Entscheidung all ever treffen zu wollen ist zwar ein hehres Ziel, aber auch recht Zeit- & Nervenaufreibend für alle Beteiligten.

Mit der Devise "Wir fangen dann schonmal an..." und schauen, was auf dem Weg verbessert werden könnte, läuft es sich vermutlich erstmal leichter.

In dem Sinn werden Entscheidungen bei der Soziokratie für eine zeitlich begrenzte Dauer getroffen, die bei der Entscheidungsfindung festgelegt wird. Danach wird die Entscheidung auf ihre Wirksamkeit & Zielführung geprüft und ggf. angepasst oder auch revidiert. So ist es möglich, Dinge (und auch Rollen wie z.B. Moderation) für eine definierten Zeitraum einfach mal auszuprobieren mit dem Wissen, dass diese nicht für die nächsten fünf Jahre in Stein gemeiselt sind.


Was wiederum den Kreis zum #evolutionärenSinn von #ReinventingOrganizations perfekt schliesst. Denn auch dort geht es darum, die Marschroute während des Laufens fortwährend auf die tatsächlichen Weggebenheiten anzupassen. Und dabei vielleicht auch den vorher anvisierten Weg zu verlassen, um ganz neue Wege zu beschreiten (siehe Blogartikel Kompliziert versus Komplex).


Und um einen weiteren Kreis zu schliessen, nämlich den zum Bild von der Schuhrunde anfangs:

Unserem Miteinander & dem Teamzusammenhalt, unserem persönlichem Wohlbefinden wie auch dem gesamtgesellschaftlichen Bruttonationalglück wäre es, meiner Meinung nach, sehr geholfen, wenn wir es schaffen würden, hin & wieder mal eine Meile in den Schuhen eines anderen zu laufen und die Welt aus seiner Perspektive zu betrachten.

Dann könnten wir uns nämlich vielleicht einen Tick mehr hineinversetzen, wie es ist, den Weg in den grünen FlipFlop des Kollegen zu verbringen statt in unseren eigenen gelben Sneacker'n (oder gar den blankgeputzen Anzugsschuhen unseres Businessalltags).*


*By-the-way: Verständnis für die Sicht des anderen entwickeln bzw. dessen Bedürfnisse überhaupt erst zu sehen & wahrzunehmen - das ist noch so etwas, worauf sich die soziokratischen Methoden förderlich auswirken (dank den offenen Meinungsbildungsprozessen in Kreisstrukturen).


Wer mehr darüber erfahren (oder sich in Soziokratie weiterbilden) möchte, der findet beim Soziokratiezentrum Schweiz entsprechende Möglichkeiten.

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